Unsere Kirche St. Bartholomäus und St. Sebastian

Seit dem 12. Jahrhundert, wahrscheinlich noch früher, besteht die Kirche in Kirchähr. Heimatforscher vermuten, dass es bereits vor der heutigen Kirche eine hölzerne Kapelle ("Junkers-Kapelle") an diesem Ort gab.

Die über 800 Jahre alte Kirche war bis 1866 der kirchliche Mittelpunkt für die katholische Minderheit in der überwiegend evangelischen Region.  Durch die Gründung von zwei neuen Pfarreien in den Nachbardörfern verlor sie in der Folge ihre Bedeutung und wurde schließlich weitestgehend ausgeplündert. Nur „aus Rücksicht auf seinen Denkmalswert und seine Bedeutung im Landschaftsbild“ konnte ein Abriss der Kirche gerade noch verhindert werden. Während des Ersten Weltkriegs diente die leere Kirche einer Strafkompanie als Pferdestall, bevor ab 1924 durch ein Wiederherstellungsprogramm des Konservators im Regierungsbezirk Wiesbaden die gröbsten Schäden beseitigt wurden.

Mit dem Ausbau des alten Pfarrhauses zu einem Freizeit-, Tagungs- und Wanderheim der katholischen Jugend des Bistums Limburg („Karlsheim“) im Jahr 1928, kehrte auch in die altehrwürdigen Kirche wieder neues Leben ein. Seitdem dient sie bis heute Jugendlichen und jungen Erwachsenen als Ort des Glaubens und der Begegnung und bietet viele Möglichkeiten der Gestaltung von Gottesdiensten.

Rector ecclesiae (Geistlicher Leiter) der Kirche ist der Diözesanjugendpfarrer des Bistums Limburg. Seit 2022 ist dies Stefan Salzmann.

Beschreibung der Pfarrkirche zu Kirchähr

Der Kirchenbau, Turm und Nordwand des Schiffes, bzw. des Chores, ist romanisch (12. Jh.), drei romanische Fenster deuten darauf hin. Der Chor, die Sakristei und etwa die Hälfte des Südschiffes wurden in der Zeit der Gotik (ab 13. Jh.) angebaut; der Chor, die Decke in der Sakristei und spärliche Reste des Deckengewölbes im Anbau (re. und li. der Madonna) deuten darauf hin. Die zweite Hälfte des Anbaus (man beachte den kleinen Vorsprung in der Südwand) ist spätgotisch.

Die Fenster im Chor und das eine im Anbau sind gotisch, mit Maßwerk (filigrane Arbeit von Steinmetzen). Das andere Fenster im Anbau ist spätgotisch, ohne Maßwerk.

Hier finden Sie eine Skizze mit den verschiedenen Bauphasen der Kirche (Auszug aus der Chronik von Horbach).

Kunst in der Kirche

  • Madonna mit Jesusknabe, gotisch, um 1500
  • Wandtabernakel im Chor (li. Seite), spätgotisch um 1520, mit Wimperg (giebelartige Bekrönung über einem Portal) und Maßbekrönung.
  • Grabplatte von Pfarrer P. Otto (1695-1719) am Hauptaltar.
  • Fresken im Schiff und in der Sakristei, spätgotisch, 15. Jh., z. T. barock übermalt.
  • Westwand: alter Zugang zum Turm
  • St. Sebastian, 1952

(Auszug aus der Chronik von Horbach.)

 

Der nachfolgende Zeitungsbericht schildert die Geschichte unserer Kirche:

Lange Leidenszeit einer kleinen Kirche

Kirchähr, das Mini-Dorf an der Nahtstelle zwischen der nassauischen Esterau und dem trierischen Buchfinkenländchen, kann auf eine heimathistorisch interessante Vergangenheit zurückblicken. Während der Orts selbst, der heute zur Gemeinde Gackenbach gehört, bereits 1107 unter dem Namen „Ober-Anre“ genannt ist, tauchen Kirche und Pfarrei Kirchähr, in der Bedeutung von „Kirche an der Ahr“ erstmals urkundlich im Jahre 1346 auf. Etwa vom 17. Jahrhundert an war die Pfarrei Kirchähr kirchlicher Mittelpunkt für die katholische Minderheit in der überwiegend evangelischen Esterau. Der Pfarrer der „Kirche an der Ahr“ betreute mit Dies, Gackenbach, Horchbach, Hübingen, Kirchähr, Ettersdorf, Isselbach, Giershausen, Ruppenrod, Holzappel, Horhausen, Charlottenberg und Dörnberg 13 Dörfer.

Das änderte sich im Jahr 1866, als in Holzappel eine „Katholische Missionsstation“ errichtet wurde, die 1889 den Status einer selbständigen Pfarrei erhielt. Der Bau einer neuen Pfarrkirche in Gackenbach besiegelte 1879 das Ende der „Ära Kirchähr“ als kirchliches Zentrum der Region. Mit den Glocken, der Kanzel und der 1872 angeschafften Orgel wanderte auch Jahrhunderte alte Kirchdorf-Funktion hinauf auf die Höhen des Buchfinkenländchens. Der zunächst vorgesehene Abbruch des ausgeplünderten Gebäudes konnte „aus Rücksicht auf seinen Denkmalswert und seine Bedeutung im Landschaftsbild“ gerade noch verhindert werden.

Damit jedoch war die Leidensgeschichte des Kirchleins nicht zu Ende. Während des Ersten Weltkriegs lagerte in Kirchähr eine Strafkompanie, die die entleerte Kirche als Pferdestall benutzte. Die gröbsten Schäden wurden zwischen 1924 und 1928 durch die Aufnahme in das Wiederherstellungsprogramm des Konservators im Regierungsbezirk Wiesbaden beseitigt. Neues Leben kehrte 1928 mit dem Ausbau des alten Pfarrhauses zu einem Freizeit-, Tagungs- und Wanderheim der katholischen Jugend des Bistums Limburg („Karlsheim“) in der altehrwürdigen Kirche ein.

Nach der vorübergehenden Übernahme durch die Hitlerjugend und den Reichsverband der Deutschen Jugendherbergen während der Nazi-Diktatur konnte das Heim nach dem Zweiten Weltkrieg wieder eröffnet und 1958/59 durch einen Neubau erweitert werden. Keine Frage, dass die inzwischen vorteilhaft restaurierte Kirche St. Bartholomäus und St. Sebastian Kirchähr voll in das Freizeit- und Fortbildungsprogramm des stark frequentierten Karlsheims einbezogen ist. Mit ihm und seinen jugendlichen Besuchern wird die kleine, wehrhafte Kirche – mit der Statue ihres Patrons Sebastian, dem Märtyrer und Vorbild für Glaubenstreue – auch in der Zukunft ihre besondere Bedeutung und ihre Symbolkraft bewahren.

Willi Schmiedel
(Zeitungsbericht, Verlag und Datum unbekannt)